08/29/2003

Grossbritannien hat im Juli 2003 einen neuen Kodex für gute Corporate-Governance-Praxis veröffentlicht, den «Combined Code», der am 1. November 2003 in Kraft treten wird. Der Kodex ist das Ergebnis einer breiten Konsultation der betroffenen Akteure, durchgeführt von Derek Higgs, welcher von den Behörden beauftragt worden war, eine Untersuchung über die Effizienz nichtexekutiver Verwaltungsratsmitglieder durchzuführen.

Wie der frühere, 1998 erschienene Combined Code besteht der neue Kodex aus Bestimmungen und Grundsätzen, die ein Bündel von Empfehlungen darstellen, um den Standard der Corporate Governance anzuheben und so die Wirkung der Verwaltungsratsarbeit zu verbessern und das Vertrauen der Anleger zu stärken. Die Unternehmen sind gehalten, in ihren Jahresberichten eine Anwendungserklärung abzugeben. Gesellschaften, welche bestimmte Empfehlungen nicht anzuwenden beabsichtigen, haben dies zu begründen («Comply or explain»-Grundsatz).

Die Anforderungen des neuen Kodexes bezüglich der globalen Unabhängigkeit der Verwaltungsräte wurden deutlich verstärkt: Neu wird ein Minimum von mindestens 50% unabhängiger Mitglieder empfohlen, während der Kodex von 1998 als Minimum einen Drittel nichtexekutiver Verwaltungsratsmitglieder vorsah, von denen eine Mehrheit unabhängig sein sollte. Im übrigen enthält der Kodex erstmals eine Definition der Unabhängigkeit eines Verwaltungsratsmitglieds. Neben den meist angewandten Kriterien bei solchen Definitionen (z.B., dass das Mitglied in den vorangehenden fünf Jahren nicht bei der Gesellschaft angestellt gewesen sein durfte, keinerlei verwandtschaftliche Beziehungen zu einem Mitglied der Unternehmensführung haben und keinen wichtigen Aktionär vertreten darf) geht der neue Kodex im Vergleich zu den Best-Practice-Kodexen anderer Länder einen Schritt weiter, indem er stipuliert, dass ein Verwaltungsratsmitglied auch nicht mehr als unabhängig gilt, wenn es sein Mandat seit mehr als neun Jahren innehat.

Verstärkt ist auch die Stellungnahme des Kodexes bezüglich der Trennung der Funktionen von Verwaltungsratspräsident und CEO.

Zu den übrigen wichtigen Punkten gehören: transparentere und strengere Verfahren für die Nomination von Verwaltungsräten, die formelle Bewertung der eigenen Performance durch den Verwaltungsrat, die Verstärkung der Position des Prüfungsausschusses und der Unabhängigkeit der externen Revisionsstelle sowie die Begrenzung der Mandatszahl der Verwaltungsratsmitglieder.

Der gesamte Text des Combined Code steht zur Verfügung unter: www.frc.org.uk/combined.cfm

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